Die Zielsetzung ist hoch, doch die ersten Resultate sind viel versprechend. Die MÜLLER-STEINAG Gruppe hat sich mit dem Partner ioc.systems vorgenommen, das enorme Potenzial der Digitalisierung im Bereich von Bauobjekten zu nutzen. «Natürlich wollen wir hier einen Fussabdruck hinterlassen und der Konkurrenz einen Schritt voraus sein», sagt Hendrix Müller, Verwaltungsratsmitglied der MÜLLER-STEINAG Gruppe. Im herrschenden Hype um BIM (Building Information Modeling) – die softwarebasierte Optimierung von Gebäudeplanung, -bau und -bewirtschaftung – gelte es aber gut abzuwägen, wie viele Ressourcen man investierten wolle.
Gesamter Lebenszyklus digitalisiert
Als gelungene Investition haben sich für die MÜLLER-STEINAG Gruppe die kommunizierenden Bauteile erwiesen. Diese verbinden die reale mit der digitalen Welt. Bereits sind Betonelemente von mehreren Bauwerken so ausgerüstet, dass alle ihre Daten (Projektierung, Produktion, Lieferung, Einbau und Abnahme) digital und zentral abgelegt sind. Alle Schritte lassen sich vor Ort oder im Büro einsehen und nachverfolgen. Zentrale Bedeutung hat dabei, dass der gesamte Lebenszyklus eines Bauobjekts digital verfügbar und rasch abrufbar ist. Kommunizierende Bauteile tragen somit massgeblich zur Steigerung von Qualität und Effizienz von Bauobjekten sowie zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Firmen bei – über alle Prozessschritte hinweg. «Ich sehe den unmittelbaren Nutzen für uns und unsere Kunden einerseits bei der Identifikation des Bauteils und dessen genauen Lokalisierbarkeit vor, während und nach dem Einbau. Andererseits sind alle wichtigen Produkt-, Prozess- und Qualitätsinformationen standortunabhängig verfügbar», erklärt Hendrix Müller.
Betonelement kommuniziert via BIMTAG®
Kernstück im Digitalisierungsprozess ist der von ioc.systems konzipierte BIMTAG®: Er sorgt für die Vernetzung des realen Objekts mit der digitalen Welt, dank ihm kommuniziert das Bauteil. Der im Betonelement integrierte NFC-Chip ermöglicht eine eindeutige Identifikation des Elements und den einfachen, digitalen Datenabruf. Die Informationen zum Bauteil sind auf der prozessorientierten und cloudbasierten Datenplattform COLAB gespeichert. Jede Phase des Bauobjekts – von der Planung über die Realisierung und den Betrieb bis zum Rückbau – kann so detailliert erfasst werden. Und die Daten lassen sich einfach aktualisieren und von überall abrufen – vor Ort via Smartphone und Tablet oder vom Büro aus. Die kommunizierenden Betonbauteile sind ein weiterer Meilenstein des «Internet of Things», das als Oberbegriff für die zunehmende Verknüpfung von Gegenständen, Geräten und Sensoren über Netzwerke bekannt ist.
Der Mensch profitiert
Dieser Digitalisierungsprozess hilft vor allem dem Menschen, denn er vereinfacht seine Arbeit auf vielen Ebenen. Das Vorhandensein umfassender Daten zum Bauobjekt an einem zentralen Ort ermöglicht transparente und vertrauensvolle Kollaboration unter allen Beteiligten am Bauprojekt. Die Qualität und die Effizienz steigen, was zu besserer Wertschöpfung führt. Ein von der MÜLLER-STEINAG Gruppe produziertes Video erklärt diesen Digitalisierungsprozess bei Bauobjekten einfach und schnell (siehe Box). Zusammengefasst wird dieser Digitalisierungsansatz unter dem Kürzel QIK. Dieses steht für prozessorientierte Qualitätssicherung (Q), einfache Identifikation (I) von Bauteilen und Kollaboration (K) unter den beteiligten Firmen. QIK schafft also Mehrwerte für alle involvierten Parteien.
Offenheit für Kooperationen
Der BIMTAG® ist bereits in mehreren Bauobjekten, an denen die MÜLLER-STEINAG Gruppe beteiligt ist, im Einsatz – zum Beispiel in 7000 Betonstützen des Grossprojekts «The Circle» am Flughafen in Kloten oder in 300 Betontreppen im Gewerbekomplex «Espace Tourbillon» in Genf. Aktuell wird der BIMTAG® ins Entwicklungsprojekt «intelligente Baumgrube» integriert. Die MÜLLER-STEINAG Gruppe überlässt die Forschung also nicht Anderen, sie gestaltet innovative Vorhaben selbst mit und leistet so wichtige Pionierarbeit. Diese Offenheit für gemeinschaftliche Projekte ist für Hendrix Müller selbstverständlich: «In der Forschung und Entwicklung ist man oft von der Zusammenarbeit mit Partnern abhängig, denn viele Projekte könnte ein Unternehmen alleine nicht bewältigen.» Die kommunizierenden Bauteile werden bestimmt nicht das letzte partnerschaftliche Projekt der MÜLLER-STEINAG Gruppe sein. Denn für zukunftsorientierte Unternehmen ist das Teilen von Know-how und die Kooperation in Entwicklungsprozessen eine gelungene Investition.