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WARM ANZIEHEN

Internet of Things kommt!

«Nehmt eine Jacke mit» mahnt Reinhold Käslin, Geschäftsführer der MÜLLER-STEINAG ELEMENT AG, an diesem heissen Sommertag, an dem sich die ganze Schweiz am liebsten in der Badi getummelt hätte. Circa fünfzig Exponenten der Schweizer Bauindustrie aber führten etwas ganz anderes im Schilde: Sie trafen sich zu einer zukunftsweisenden Veranstaltung, eine für die man sich warm anziehen musste.

Internet of Things kommt!
Internet of Things kommt!

Warm anziehen – zum einen, weil das Veranstaltungsprogramm an diesem 22. Juni 2017 zum Thema Baustelle 4.0 vielversprechend war und einige neue Erkenntnisse innerhalb der Branche liefern sollte, zum anderen, weil es im Versuchsstollen Hagerbach, wo der Veranstalter SCAUT zuhause ist, eben auch ziemlich kalt werden kann. SCAUT heisst der Förderverein, der unter anderem von Reinhold Käslin und weiteren Exponenten der Baubranche im Frühjahr 2017 gegründet wurde.

Der Event stand ganz im Zeichen vom Internet of Things (IOT) und dem Building Information Modelling (BIM). Mehr Transparenz, mehr Kostengenauigkeit und mehr Effizienz, das sind die Versprechen der Digitalisierung, die vor allem den Hochbau in den letzten Jahren aufgemischt haben. Die aber – dank SCAUT – auch im Tiefbau angekommen sind.

Vision wird mit Nachdruck verfolgt
Der Veranstaltungsort war aus organisatorischen Gründen so gewählt: viele der SCAUT-Mitgliederfirmen entwickeln ihre Produkte und innovativen Projekte im Stollen – und dennoch wirkte der Ort auch geheimnisvoll und episch – passend zur Vision von SCAUT:

«Das Swiss Center of Applied Underground Technologies (SCAUT) ist international führend in der Nutzung des Untergrundes. Es trägt mit high-end Engineering, innovativen Konzepten und modernster ITC massgeblich zur Schaffung unterirdischer Zukunftsräume sowie zur Entlastung von Metropolen und Ballungszentren bei.» Eine Vision, die der Förderverein SCAUT seit Gründung im Frühjahr 2017 mit einem aktiven Vereinsprogramm verfolgt.

Übungsfeld Hagerbach
Die MÜLLER-STEINAG Gruppe ist seit der Vereinsgründung als Partner dabei und unterstützt die Idee der intensiven, zukunftsweisenden Zusammenarbeit mit anderen Firmen wie die Amberg Group, Sika Schweiz, Elkuch Group, Implenia AG und vielen mehr.

Allen voran Reinhold Käslin: Als Stratege und Geschäftsmann weiss er, wie wichtig ein solches Kompetenzzentrum für innovative Ideen ist, was Know-how-Transfer bewirken kann und wo die gemeinsame Projektentwicklung zum Erfolg wird. «Der Hagerbach Stollen ist ein voll betriebsfähiger Tunnel und wird dadurch zum Übungsfeld von sämtlichen Firmen, die ihn bereits nutzen. Wenn so viel Entwicklung und Innovation auf komprimiertem Raum geschieht, profitieren alle voneinander», ist Käslin überzeugt.

Die Bedingungen und Infrastruktur im Versuchsstollen sind perfekt: So treffen hier im Berginneren Ingenieure auf Statiker und Praktiker auf Entwicklerteams in einer Umgebung, die 1 zu 1 der Realität entspricht. Und alle haben sie das gleiche Ziel: Die Baubranche in Sachen Digitalisierung voranzutreiben.

Tests für die Praxis
Nachdem sich im ersten Teil der Veranstaltung die Vision von SCAUT in verschiedenen Präsentation geäussert hat, zeigen sich am Nachmittag auf dem Rundgang «die Auswirkungen» des innovativen Gedankengutes: so erklären zwei ZHAW-Studenten eine neu entwickelte Sensorik für Fluchtweg-Türen im Tunnel, an denen sie Vibrationen sowie den Druck von vorbeifahrenden Fahrzeugen auf Baustellen oder von Zügen messen können. So kann man bei der Übergabe der fertigen Baustelle die Beständigkeit genau ermitteln und Folgeschäden vermeiden.

Zudem werden verschiedene Messmethoden bei Materialprüfungen gezeigt, die für die Umgebung im Tunnel geschaffen sind – natürlich alle basierend auf Apps für Smartphones. Tönt nach einem zu spezifischen Anwendungsgebiet? Willkommen im Land von IOT.

Eine Identitätskarte für Beton
Auch Müller-Steinag zeigt ihre neuesten Entwicklungen im Bereich der Identifizierung von Betonelementen. Ihr gemieteter Seitenstollen befindet sich ca. 100 Meter im Berginneren. Die Teilnehmenden, mittlerweile alle mit Helm und gelber Weste ausgestattet, hören trotz Baulärm gespannt zu, als Gerhard Enderle, Produktmanager, die Möglichkeiten der sogenannten Tags in Betonelementen erklärt.

«Aspirintabletten» mit Köpfchen
Dabei werden sogenannte Tags, die wie Aspirintabletten aussehen, in die Oberfläche eines Betonelementes einbetoniert. Darin sind alle wichtigen Infos zu Material, Planung, Grösse, Herstellung uvm. gespeichert. Mit der Smartphone-App kann der Tag ganz einfach lokalisiert und abgelesen werden. Die Infos sind aber nicht im Tag selbst gespeichert, sondern auf der Tag-Datenbank, auf die je nach Projekt vom Hersteller über den Planer bis hin zum Transportunternehmen und Bauarbeiter alle Zugriff haben, die Informationen zum «getaggten» Element brauchen.

Vieles ist noch geheim
Die Tags seien erst der Anfang, meint Käslin mit einem verschmitzten Lächeln und fügt an: «Wir haben einiges im Köcher, über das wir aber noch nicht reden». Man kann also gespannt bleiben, was da noch kommt. Die IOT-Industrie wächst exponentiell und diese Entwicklung wollen Käslin und Enderle nicht verpassen. Was heute geheim ist, kann bereits morgen wieder Schnee von gestern sein – das ist IOT und deshalb weiss Käslin auch: «Warm anziehen» respektive «parat sein»; das ist wichtig.

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